Trendbruch? Heftige Sommergewitter!

5.08.2024

Kommentar | Autor: Frank Meyer

Nun ist es so klar wie Kloßbrühe, dass in den USA im September die Leitzinsen gesenkt werden. So jedenfalls haben die Börsen die jüngsten Aussagen der US-Notenbank verstanden. Statt zu feiern, ging es abwärts. Sogar von Panik war die Rede, als ein Minus von 1,5 Prozent auf den Tafeln stand. Das sagen wohl diejenigen, die noch keine wirkliche Panik erlebt haben. Also viele. Vor allem der schwache Arbeitsmarktbericht am Freitag löste eine Verkaufswelle aus. Moment mal! Hatte man sich nicht schwache Daten gewünscht und damit darauf gehofft, dass die FED die Zinsen eher und schneller senken wird? Plötzlich machen Konjunktursorgen der Kurskletterei den Garaus. Verrückte Welt!

Da war doch was in Japan! Haben Sie mal die Entwicklung des japanischen Yen beobachtet? Schwach, schwächer… Yen. Diese Kreditmaschine für die Börsen der Welt ist gerade ausgeschaltet. Wer konnte, der borgte sich bislang japanische Yen für wenig Zins und legte das Geld beispielsweise in US-Anleihen an. Oder auch in Aktien. Später zahlt man den Kredit mit noch wertloser gewordenen Yen zurück. Ein sicheres Geschäft. Oder todsicher?

Doch den Japanern wurde es zu bunt, dass der Yen gegenüber dem US-Dollar fiel und fiel. Irgendwann tat es einen Schlag und die japanische Notenbank intervenierte. Angeblich feuerte sie mit 21 Milliarden US-Dollar und kaufte die eigene Währung. Der Yen wertete in drei Wochen um zehn Prozent auf.

Das bedeutet wiederum, dass die Kredite in Yen zur Rückzahlung wesentlich teurer geworden sind. Also schließt man diesen Carry-Trade (auch in Euro) und muss entsprechend an den Börsen Positionen verkaufen. Kommt die Kreditmaschine dieser Welt wieder in Gang? Erst einmal nicht, was für die Börse nichts Gutes heißen kann. Doch das sind nicht alle Überlegungen…

Könnte es wieder sein, dass die US-Notenbank (wieder) zu spät dran ist? Das Gift der hohen Zinsen frisst sich längst durch die Wirtschaft. Ein kleiner Zinsschritt hat dann so viel Wirkung wie ein Mückenstich auf einen Elefanten. Diese vermeintliche Medizin des billigen Geldes wirkt dazu immer erst mit einer teils längeren Verzögerung. Der Unfall wartet also darauf zu passieren.

Vor allem bei den „Glorreichen Sieben“ ist die Luft raus. Schönheitsfehler in den Zahlenwerken werden nicht mehr verziehen. Gloria weicht der Realität. Noch am 10. Juli brachte das Team aus Apple, Microsoft, Nvidia, Meta, Alphabet, Amazon und Tesla sagenhafte 17 Billionen US-Dollar auf die Börsenwaage. Drei Wochen später waren davon mehr als zwei Billionen wieder verschwunden. Sie kamen aus dem Nichts. Da sind sie nun wieder. Findet die Blase gerade ihre Nadel?

Nein, das ist ja gar keine Blase, sagen die Experten in Sachen Blasenangelegenheiten. In den letzten Wochen fand zudem eine Umschichtung aus den Technologiewerten in die „Old Economy“ statt, also dorthin, wo am meisten unter den starken Zinsen gelitten wird. War das klug? Zumindest hat der breit gefasste Russel 2000 in der letzten Woche 7,3 Prozent verloren und damit seine Jahresgewinne fast ausgelöscht. Damit liegt er jetzt schlechter als der DAX mit 5,4 Prozent Aufschlag. Erstaunlich, wie gut es in den USA offiziell läuft. Man muss schon zweimal hinschauen.

Denk´ ich an Deutschland in der Nacht…

Hierzulande nimmt das Schicksal seinen Lauf. Die Industrie ächzt unter den politischen Vorgaben, der Bürokratie und hohen Energiepreisen. Bei den größeren Industrieunternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten im energieintensiven Bereich denkt inzwischen sogar mehr als die Hälfte über eine Standortverlagerung aus Deutschland nach, so die Deutsche Industrie- und Handelskammer in einer Umfrage.

Inzwischen ist auch die Arbeitslosigkeit auf sechs Prozent gestiegen, trotz des allgegenwärtigen Fachkräftemangels und einer Bevölkerungszahl von jetzt über 83 Millionen. Erstaunlich! Nichts bleibt unversucht, die Fachkräfte aus dem Ausland hierher zu bekommen. Anders gesehen, nehmen wir den Ländern, wo rekrutiert wird, ihre Fachkräfte weg und bieten dafür sogar die Möglichkeit von Nachlässen auf die sonst übliche Einkommensteuer. Was kommt als Nächstes? Ein Begrüßungsgeld?

Im zweiten Quartal legte unsere Wirtschaft wieder den Rückwärtsgang ein. Die Regierung gibt sich erstaunt. Dabei gibt sie viel Steuergeld als Subventionen aus. Allein die DAX-Unternehmen haben im letzten Jahr 10,7 Milliarden Euro in den Hals geschoben bekommen, trotz dreistelliger Milliardengewinne.

Subventionitis ist schon was Feines, wenn man auf der richtigen Seite sitzt. Die Logik hinter allem ist schon erstaunlich. Zum einen sorgt die Regierung für große Schäden durch ihre Politik. Dann nimmt sie das Geld der verbliebenen Steuerzahler, um die Schäden zu bezahlen. Dabei richtet sie noch größere Schäden an, die nur mit noch mehr Geld repariert werden können. Besser ist es, man gäbe den Politikern Geld dafür, dass sie nichts tun!

Gab es da nicht vor wenigen Jahren ein „Wachstumsbeschleunigungsgesetz“? Nun, das Wachstum hat sich nicht an das Gesetz gehalten. Man sollte es bestraften. Ach, macht man ja. Nur anders.

Dafür stieg die Inflation im Juli auf 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr und bleibt dabei klebrig wie eingetrockneter Himbeersaft auf dem Küchentisch. Ich möchte noch immer gerne wissen, wo diese Zahlen gemessen werden. Statistik ist schon was Feines, wenn man weiß, was sich damit alles anstellen lässt und man etwas ganz anderes empfindet, als einem offiziell erzählt wird.

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