Die finanzielle Repression wird kommen
19.05.2020 – Flossbach von Storch
Die milliardenschweren Corona-Hilfen von Staaten und Notenbanken werden nichtfolgenlos bleiben. Was Anleger wissen sollten, wenn sie den Wert ihres Vermögenslangfristig erhalten möchten.
Es ist noch gar nicht lange her, da hatten wir die beginnenden zwanziger Jahre dieses Jahrhundertsals Dekade der Finanzrepression bezeichnet. Das war allerdings noch vor der Corona-Krise. Nundürfte diese Entwicklung weitaus schneller kommen und ausgeprägter ausfallen als gedacht.
Denn: Die explodierenden Staatsschulden müssen dauerhaft von den Notenbanken finanziertwerden. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) und die Europäische Zentralbank (EZB) gehenmit Null- und Minuszinsen sowie immensen Anleihekaufprogrammen zur Bekämpfung der Krisebereits „All in“. Schrumpfende Kapazitäten sowie höhere Beschaffungspreise undProduktionskosten dürften schon bald zu einer Rückkehr der Inflation führen. Nullzins minus einpaar Prozent Inflation ergibt negative Realzinsen, die Inhaber von Staatsanleihen und Sparguthabenschneller enteignen werden, als dies zu Beginn des Jahres noch absehbar war.
Starker Staat – auf Kosten der Bürger?
Finanzrepression bedeutet aber auch höhere Steuern und wachsender Staatseinfluss. DieAnlageklasse, die hiervon am stärksten betroffen sein wird, sind Immobilien. Aktien könnten unterhöheren Unternehmenssteuern und staatlicher Regulierung der Unternehmen leiden. Allerdingswerden die Länder Sorge tragen, dass sie auch zukünftig als Standort attraktiv sind. Bei der Auswahlvon Unternehmen steht die Zukunftsfähigkeit der Geschäftsmodelle, die Solidität der Bilanzen unddie Qualität des Managements im Vordergrund. Wir nutzen die Krise, um mit den Vorständen vielerPortfoliounternehmen zu sprechen (derzeit überwiegend per Telefon oder Videokonferenz), umdabei auch etwas über ihre Lehren aus der Krise zu erfahren.Auch wenn die Turbulenzen an den Märkten noch nicht vorbei sein dürften, sind Aktien diewichtigste Anlageklasse zur Immunisierung eines Vermögens gegen Finanzrepression, gefolgt vonGold. Selbst Unternehmensanleihen bieten nach den starken Kursverlusten nun wieder Chancen aufüberdurchschnittliche Renditen, sofern man sie nicht bis zur Endfälligkeit hält.
Realen Vermögensverlusten vorbeugen
Die historischen geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen der vergangenen Wochen bestärken uns inunserem Anlageweltbild: Wir erwarten, dass die Zinsen langfristig unterhalb der Inflationsratenbleiben. So können weiter in die Höhe wachsende Schuldenberge bedient werden; dieNebenwirkung ist aber eine Umverteilung von Gläubigern zu Schuldnern und ein Kaufkraftverlustvon Nominalanlagen. Der Anstieg des Goldpreises ist unseres Erachtens deshalb nur folgerichtig:Gold lässt sich schließlich als Währung betrachten, die nicht beliebig vermehrbar ist.